Verfolgung der Bahá’í-Frauen im Iran verschärft sich dramatisch
Die Verfolgung der Bahá’í im Iran eskaliert seit einigen Tagen, insbesondere was die Unterdrückung von Frauen betrifft. Zehn Bahá’í Frauen, die meisten von ihnen jung, wurden im Rahmen dieser Vorfälle verhaftet, während 26 weitere Bahà‘í, darunter 16 Frauen, zu insgesamt 126 Jahren Gefängnis verurteilt wurden.
Zusätzlich zu den zehn Frauen, die Anfang der Woche in Isfahan verhaftet wurden, nahmen die Behörden drei weitere Bahá’í in Yazd fest. Drei weitere Bahá’í wurden vor Gericht angehört und warten auf ihr Urteil.
Die Verhaftungen erfolgten, nachdem Wohnungen durchsucht und das persönliche Eigentum mehrerer Personen beschlagnahmt worden war, darunter elektronische Geräte, Bücher, Bargeld und Gold. Es wurde berichtet, dass mehr als zehn Beamte die Wohnung einer der Frauen während ihrer Festnahme durchsucht haben. Die Razzien richteten sich auch gegen das Haus einer älteren Bahá’í-Frau, deren Ehemann in den 1980er Jahren wegen seines Bahá’í-Glaubens hingerichtet worden war.
Dass auf die Hinrichtung ihres Mannes eine jahrzehntelange Unterdrückung der Rechte ihrer Familienmitglieder folgte, einschließlich ihrer Kinder und Enkelkinder, die beispielsweise keine Universität besuchen dürfen, offenbart die systematische generationsübergreifende Verfolgung, der jeder Bahá’í im Iran ausgesetzt ist.
„Jeder dieser Bahá’í, die verhaftet und deren Häuser von den iranischen Behörden durchsucht wurden, ja jeder Bahá’í im Iran, hat eine lebenslange Geschichte der Verfolgung, die jede Facette seines Lebens beeinflusst hat. Diese Geschichten sind ein erschreckendes Zeugnis jahrzehntelanger gnadenloser Verfolgung einer ganzen Gemeinschaft, nur wegen ihres Glaubens“, sagt Jascha Noltenius, Menschenrechtsbeauftragter der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland. „Wir beobachten, dass Frauen im Iran massiv unterdrückt werden. Bahá’í-Frauen sind einer intersektionalen Verfolgung ausgesetzt, nicht nur wegen ihrer Religionszugehörigkeit, sondern auch wegen ihres Geschlechts. Mittlerweile erleben wir, dass alle Menschen im Iran diskriminiert werden, sobald sie es wagen, sich für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einzusetzen.“
„Die internationale Gemeinschaft muss die iranische Regierung für ihre Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft ziehen“, sagt Noltenius. „Die 10 Frauen, die diese Woche verhaftet wurden, haben keine Verbrechen begangen. Auch die Dutzenden, die zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt wurden, sind unschuldig. Alles, was sie wollen, ist, konstruktiv zum gesellschaftlichen Fortschritt beizutragen. Doch anstatt ihre Beiträge wertzuschätzen, werden sie hinter Gitter gesteckt, wodurch die iranische Regierung der Gesellschaft die Beiträge tausender fähiger Personen vorenthält.” (…)
Die jüngsten Verhaftungen und Haftstrafen folgen auf mehr als ein Jahr intensivierter Angriffe auf die iranische Bahá’í-Gemeinde. Dutzende weitere Bahá’í wurden in den letzten Monaten entweder verhaftet, vor Gericht gestellt, zu Gefängnisstrafen vorgeladen, von höherer Bildung ausgeschlossen oder von der Sicherung ihres Lebensunterhalts ausgeschlossen. Im August berichtete die Internationale Bahá’í-Gemeinde, dass 180 Bahá’í ins Visier genommen worden seien – darunter ein 90-jähriger Mann, Jamaloddin Khanjani, der zwei Wochen lang festgehalten und verhört wurde.
Zwei weitere Bahá’í-Frauen, Mahvash Sabet und Fariba Kamalabadi, die zusammen mit Herrn Khanjani und vier weiteren Bahá’í von 2008 bis 2018 ein Jahrzehnt im Gefängnis verbrachten, wurden im Juli 2022 erneut verhaftet und verbüßen nun jeweils eine zweite zehnjährige Haftstrafe. (…)»