Das iranische Regime verschärft Christenverfolgung
Trotz schlimmster Unterdrückung widersetzen sich die iranischen Christen standhaft dem Druck durch das Regime, das sie zwingen will, ihren Glauben zu ändern. Internationale Aufmerksamkeit und massiver öffentlicher Druck sind dringend notwendig, um die Christenverfolgung im Iran zu stoppen. Mitte August hat ein Regime-Gericht die Unrechtsurteile gegen fünf Mitglieder der christlichen Gemeinde von Teheran endgültig bestätigt. Damit drohen Malihe Nazari, Mina Khajavi, Joseph Shahbazian, Somayeh Sadegh und Masoumeh Ghasemi (im Bild v.l.n.r.) langjährige Gefangenschaft bzw. hohe Geldstrafen, weil sie an ihrem christlichen Glauben festhalten und sich in Hausgemeinden zum Gottesdienst treffen. Die vier verurteilten Frauen sind Konvertitinnen, die vom Islam zum Christentum übergetreten sind.
Pastor Joseph Shahbazian (58), der der iranisch-armenischen Christengemeinde angehört, wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt. Außerdem ordnete die Regime-Justiz seine zweijährige Verbannung in eine abgelegene Gegend im Südosten Irans und den Entzug von mehreren Bürgerrechten an. Die beiden Konvertitinnen Malihe Nazari (48) und Mina Khajavi (59) wurden zu jeweils sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Malihe Nazari ist verheiratet und Mutter zweier Söhne. Mina Khajavi wurde im Gerichtsprozess auch vorgeworfen, dass ihr Ehemann und ihr Sohn zum Christentum konvertiert sind.
Somayeh Sadegh und ihre Mutter Masoumeh Ghasemi müssen hohe Geldstrafen zahlen, weil sie den christlichen Glauben angenommen haben. Der Pastor und die vier Christinnen wurden Ende Juni 2020 in ihren Teheraner Wohnungen festgenommen, nachdem Regime-Gardisten in drei iranischen Städten Razzien in christlichen Hausgemeinden durchgeführt hatten. Dabei waren in Teheran, der nahegelegenen Stadt Karaj sowie in der westiranischen Stadt Malayer Dutzende Christinnen und Christen verhaftet worden. Augenzeugen berichteten damals, dass die Verhafteten unter Misshandlungen abgeführt wurden.
Joseph Shahbazian, Malihe Nazari und Mina Khajavi wurden nach der Verhaftung wochenlang im Teheraner Evin-Gefängnis festgehalten und Isolationshaft und wiederholten aggressiven Verhören ohne Rechtsbeistand ausgesetzt, bis sie dann vorläufig gegen Zahlung von Kautionen freigelassen wurden.
Im August wurde ein Ehepaar, das den christlichen Glauben angenommen hat, im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert. Homayoun Zhaveh (63) und seine Frau Sara Ahmadi (44) müssen dort Haftstrafen verbüßen, zu denen sie Ende 2020 allein wegen ihres Glaubens verurteilt wurden.
Homayoun Zhaveh leidet an der Parkinson-Krankheit im fortgeschrittenen Stadium und benötigt eine regelmäßige medizinische Versorgung, die Gefangenen im Iran verweigert wird. Aufgrund seiner Vorerkrankung ist er besonders gefährdet, wenn er sich mit dem Corona-Virus, das zurzeit im Evin-Gefängnis grassiert, ansteckt.
Sara Ahmadi und Homayoun Zhaveh wurden zum ersten Mal im Juni 2019 festgenommen, als sie sich zusammen mit anderen christlichen Familien in der nordiranischen Stadt Amol aufhielten. Homayoun Zhaveh wurde nach einem Monat freigelassen. Seine Frau war jedoch 67 Tage lang in Gefangenschaft, zuerst in Amol und dann im Evin-Gefängnis in ihrer Heimatstadt Teheran. Dort war die Christin 33 Tage lang in Isolationshaft, wo sie ohne Kontakt zur Außenwelt verhört wurde. Das Ehepaar wurde schließlich gegen Zahlung von Kautionen vorläufig freigelassen.
Sara Ahmadi wurde Ende 2020 von einem Regime-Gericht in Teheran zu acht Jahren Haft verurteilt, während Homayoun Zhaveh mit zwei Jahren Gefängnis bestraft wurde. Darüberhinaus dürfen sie nach Ende der Haft zwei Jahre lang weder aus dem Iran ausreisen noch in gesellschaftlichen oder politischen Gruppen tätig sein.
Hintergrund:
Die wenigen persischsprachigen Kirchen, die es im Iran noch gibt, werden streng überwacht und dürfen weder Besucher noch neue Mitglieder aufnehmen. Die Kirchen ethnischer Minderheiten dürfen Gottesdienste nur in ihrer eigenen Sprache durchführen. Daher sind alle anderen persischsprachigen Christen, insbesondere ehemalige Muslime, die zum christlichen Glauben konvertiert sind, gezwungen, sich in ihren Häusern zum Gottesdienst zu treffen. Das Regime sieht solche Treffen jedoch als „Gefährdung der Staatssicherheit“ und verfolgt die Christen mit Schikanen, Razzien, Verhaftungen, Geld- und Gefängnisstrafen.
Das Teheraner Regime missachtet seine internationalen Verpflichtungen, indem es Menschenrechte wie Glaubens- und Meinungsfreiheit systematisch verletzt. Die willkürlichen Verhaftungen von Menschen allein wegen ihres Glaubens, die Anklagen und die Verurteilungen ohne ein faires Verfahren sind schwere Verstöße gegen den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte.
Trotz schlimmster Unterdrückung widersetzen sich die iranischen Christen standhaft dem Druck durch das Regime, das sie zwingen will, ihren Glauben zu ändern. Internationale Aufmerksamkeit und massiver öffentlicher Druck sind dringend notwendig, um die Christenverfolgung im Iran zu stoppen. Abschiebungen von iranischen Asylsuchenden, die konvertierte Christen sind, müssen gestoppt werden, da ihnen im Iran ernste Gefahren für Leib und Leben drohen.